Carsten Reichert

Die Bibel-Sicht ist entscheidend

Zum Leserbrief von Gabriele Schlereth im Main-Echo vom 6. Februar 2013

Frau Schlereth schaut mit ihrem Leserbrief zurück auf eine alte Kirche, in der Humor und „solches Theater“ keinen Platz haben. Auf lange Sicht, so die Autorin, würden „solche Gags die Menschen nicht anziehen, sondern aus der Kirche hinaustreiben“. Als Begründung wird ein Vers aus dem 3. Buch Mose (Leviticus) angeführt, das – ohne selbst Theologe zu sein – einer Einordnung bedürfte: Ein Buch des Alten Testaments, jüdischen Ursprungs und im Christentum eher selten und nur symbolisch ausgelegt, als Grundlage einer modernen Kirche heranzuziehen, wird einer modernen Theologie, die sich ihrer Ursprünge und Traditionen durchaus bewusst mehr auf das Neue Testament stützt, nicht gerecht. Wenn an dieser Stelle schon die (Kirchen-)Geschichte bemüht wird, dann gilt es auch, Folgendes festzustellen:

1. Der Blick in die Mainaschaffer Kirchengemeinde und Gottesdienste zeigt, dass seit jeher viele Menschen – sogar aus anderen Landkreisgemeinden und der Stadt – am religiösen Leben teilnehmen. Dies gilt auch für die Faschingszeit, in der seit vielen Jahren nun schon Büttenpredigten gehalten werden. Dies muss der Autorin des Leserbrief, vielleicht aufgrund ihres früheren protestantischen Blickwinkels ohne weitreichende Fastnachtstradition, entgangen sein.

2. Die Autorin scheint sich eine Kirche mit streng-nüchterner Liturgie zu wünschen. Das klingt nach Althergebrachtem, nach Mittelalter. Aber halt: Wurden nicht bereits im 12. Jahrhundert bereits Narrenfeste in Kirchen gefeiert, wenn auch nicht offiziell im kirchlichen Auftrag? Niedere Kleriker tauschten damals Platz mit der höheren Geistlichkeit, kirchliche Liturgie wurde parodiert, Pseudopäpste und Kinderbischöfe gekürt und Eselsmessen zelebriert. Hier haben wir in Mainaschaff noch Luft nach oben! Warum jedoch duldete die Kirche ein solch buntes Treiben? Fastnacht dient als „didaktisches Beispiel“ um die unausweichliche Umkehr zu Gott (und nicht etwa der Institution „Kirche“) zu verdeutlichen.

Und damit schließt sich auch wieder der Kreis zur abermals sehr gut besuchten Büttenpredigt von Pfarrer Klar: Kirche darf nicht allein aus Perspektive des „Purpur“ gelebt werden – entscheidender ist die Bibel-Sicht, damit nicht „viele Leute der Kirch’ den Rücken kehren“ und alle „das Heil erlangen und in Gottes Netze kommen“.

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