Carsten Reichert

Medienbildung muss fächerintegrativ sein

Leserbrief zur Kolumne „Hingeschaut“ im Main-Echo vom 23.11.2019

Torsten Maier hat Recht, wenn er fordert, dass Medienbildung in der Schule einen höheren Stellenwert bekommen muss. Dennoch ist der Ruf nach einem weiteren Unterrichtsfach nicht zielführend, da es entweder die Stundenpläne ausweitet oder zu Lasten bestehender Fächer geht, deren Vermittlung mindestens ebenso wichtig ist. Ein separates Fach würde Medien zum Selbstzweck werden lassen und „alte“ Medien wie das Schulbuch, die Tafel oder Zeitungen unsinnig in Konkurrenz setzen. Der Schulunterricht muss medienintegrativ sein – und das fächerübergreifend: Muttersprachliche Filmsequenzen im Fremdsprachenunterricht, individualisierte Übungen zu Grammatik und Rechtschreibung im Deutschunterricht, Podcasts für die Erarbeitung im gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht, Tabellenkalkulationen und Datenbanken für die Auswertung von Versuchsergebnissen in den Naturwissenschaften – dort, wo es eben Sinn ergibt und das Lernen erleichtert bzw. verbessert und nicht nur bewährte Medien wie das Schulbuch um digitaler Methoden willen substituiert werden. Ebenso muss die Mediennutzung und -konzentration bei einigen wenigen Unternehmen kritisch reflektiert werden. Das heißt aber nicht, dass es an den Anfängen keinen Grundlagenunterricht zur Nutzung digitaler Endgeräte, Office-Anwendungen und dem Internet geben sollte. Und natürlich ist auch die Elternschaft darin einzubeziehen.Aus gutem Grund müssen die Schulen für den Digitalpakt der Bundesregierung Medienkonzepte erstellen, damit die neue Ausstattung zu den jeweiligen unterrichtlichen Zielen passt. Geschieht dies nicht, bleibt die Digitalisierung nur ein fragwürdiges, staatlich subventioniertes Konjunkturprogramm der IT-Wirtschaft. Damit dies nicht passiert, muss Medienbildung auch elementarer Bestandteil der Lehrerbildung an Universität, im Referendariat und auch während der Berufsausbildung werden. Neben finanziellen Ressourcen braucht es aber auch Zeit, die notwendigen digitalen Veränderungen in den Schulen anzustoßen, denn „on top“ wird das nicht nachhaltig gelingen. Technik muss mit Didaktik, Pädagogik und Fortbildung Hand in Hand gehen, um unsere Schüler fit für das Leben nach der Schule zu machen, mündig und kritisch. Dafür braucht es eine entsprechende Haltung in der (Bildungs-)Politik – und auch die Bereitschaft bei möglichst allen Kolleginnen und Kollegen.

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